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Denkpausen

Im Philosophicum am Ackermannshof



Wer gerne philosophiert, der ist am Philosophicum am Ackermannshof in der Sankt-Johanns-Vorstadt zu Basel genau richtig. Eines der Angebote aus seinem breit abgesteckten Programm ist das Format der Denkpausen.


Christoph Schmassmann


Das nahaufnahmen.ch hat im Ackermannshof vorbei geschaut und sich mit Christian Graf, dem Initianten und Begründer der Denkpausen, unterhalten können. Dabei haben wir mehr zu seiner Idee von Philosophie und seinem Format für alles Philosophie-Interessierten erfahren können. Vor mittlerweile acht Jahren hat er begonnen, seine Idee der Denkpausen in die Tat umzusetzen und es ist nun seit gut sechs Jahren Teil vom Angebot des Philosophicums in Basel.


Was genau versteckt sich hinter dem Format der Denkpausen?

Christian Graf: Die Idee war zunächst einmal eine ganz persönliche. Ich kam von der Uni und merkte und spürte, dass Philosophie nur zum einen Teil an die Universität gehört, aber zu einem anderen Teil auch im Alltag Fuss fassen sollte. Da enstand meiner Meinung nach eine sehr grosse Diskrepanz. Ich kam also zu dem Schluss, weil es mir quasi fehlte und ich das grosse Bedürfnis hatte, eine Philosophie zu gestalten die aus allen möglichen Lebensbereichen schöpft, dass es ein solches Format braucht. Das ist ja auch die ursprüngliche Idee der Philosophie wie sie schon von Sokrates gelebt wurde. Er stand quasi auf dem Marktplatz, zupfte die Leute am Ärmel und verwickelte sie in ein Gespräch. Und ich finde das ist die eine Idee der Philosophie, die man sich immer wieder ins Gedächtnis rufen sollte. Und so habe das erst einmal persönlich für mich selbst als ein grosses Bedürfnis empfunden, diesen Schritt vom Elfenbeinturm der universitären Philosophie auf dem Marktplatz gewissermassen hinaus zu machen.


Versteht sich also das Philosophicum im Allgemeinen und das Gefäss der Denkpausen im Speziellen als eine Antithese zur universitären Philosophie?

Christian Graf: Es gibt ja zur universitären Philosophie viele verschiedene Alternativen, die mir selbst ebenfalls geläufig sind. Doch gerade das Philosophicum versteht sich nicht als eine Gegeninstitution – ganz im Gegenteil. Ich finde das sogar eher gefährlich. Es geht lediglich darum sich ein wenig mehr Zeit zu nehmen, als es in einem universitären Rahmen möglich ist und da vielleicht dann auch einen Schritt tiefer gehen zu können. Gilt es doch gerade dort anzusetzen, wo die Leute abseits von der Philosophie ihre Fragen haben


Und warum nennt sich das Gefäss genau „Denkpausen“?

Christian Graf: Die Idee von den Denkpausen hat natürlich von Anfang an mit diesem Begriff gespielt – mit diesem Doppelsinn gewissermassen. Und ich werde dann auch des öfteren gefragt ob das nun Pausen sind, um zu denken, oder Pausen vom Denken – je nach dem wie man den Begriff und sein Bedeutungsspektrum dreht, spielen ja diese beiden möglichen Richtungen darin mit. Und ich möchte das ganz bewusst nicht einfach so entscheiden weil mir dieser Doppelsinn an und für sich recht gut gefällt: erstens ist es natürlich mal eine Pause, um zu denken, so würde man den Begriff vielleicht auch normalerweise zunächst auffassen. Doch dann ist gleichzeitig eine Unterbrechung gemeint von dem Denken, das man im Alltag pflegt. Und da geht es darum eine Pause zu machen und so in dem Kreis, der hier im Philosophicum sich immer aufs neue einfindet – mit ganz verschiedenen Leuten aus den unterschiedlichsten Lebensbereichen – zu ganz neuen Einsichten zu kommen und sich in immer wieder neue Bahnen und Regionen lenken zu lassen.


Und wie genau gestaltet sich die Themenfindung und wie setzen sich die Bereiche zusammen, zu denen philosophiert wird?

Christian Graf: Das sind Themen, die an der Basis ansetzen – möglichst zugänglich, so dass im besten Falle jeder und jede etwas dazu sagen kann. Das ist bestimmt die Grundidee und es stellt überhaupt keine Voraussetzung dar, das man schon eine Ahnung von Philosophie im engeren Sinne hat. Meistens besuchen die Leute die Denkpausen auch einzeln und es ist auch so angelegt, dass wir nicht über mehrer Sitzungen an einem Thema dranbleiben. Gleichzeitig bin ich bemüht einen Überblick zu schaffen und so einen roten Faden erkennen zu lassen durch die einzelnen Tehmenreihen. Also sie sind nicht ganz willkürlich aneinander gereiht.


Und mit welchen Vorstellungen und Erwartungshaltungen kommen die Leute in die Denkpausen?

Christian Graf: Es gibt oftmals immer noch die Erwartung, dass es wie an der Volkshochschule abläuft im Sinne einer Wissensvermittlung. Und da haben die Leute dann anfangs immer noch die Vorstellung, dass man hier etwas vermittelt bekommt, im besten Fall etwas zu Philosophie lernen kann und es einem aber dann auch selbst überlassen bleibt, was man damit anfängt. So grundsätzlich ein Angebot, mit dem man aber dann in Ruhe gelassen wird. Das kann die Leute am Anfang auch ein wenig befremden, wenn sie merken, dass sie sich hier in einem gewissen Sinne auch exponieren können. Doch gerade das gefällt vielen, die dann einmal angekommen sind und ihre Hemmungen abgelegt haben, dass sie gerade selbst Teil des Gesprächs und eines Diskurses werden. Ich habe einige sehr engagierte Besucher erlebt, die sich in einem gegenseitigen Austausch auf neue Ebenen heben. Die Möglichkeit sich zu äussern, ohne über alles schon im strengeren Sinne eine feste Meinung zu haben, das ist etwas was doch sehr viele an den Denkpausen sehr schätzen.


Und was wäre Ihr Fazit nach nun mittlerweile acht Jahren „Denkpausen“?

Christian Graf: Offenbar spricht das ein grosses Bedürfnis an. Und ich würde sagen, dass es meistens zu sehr existentiellen Diskussionen führt. Das ist mir auch ein grosses Anliegen, dass es nicht irgendwo an der Oberfläche verbleibt – sondern sich die Leute auch direkt angesprochen fühlen. Es herrscht dann auch ein Klima des gegenseitigen Respekts und Wertschätzung vor und es klappt eigentlich immer, dass sich ein wirklich schönes und für alle sehr bereicherndes Gespräch ergibt.


Im Netz:

(Zum Programm und den aktuellen Themen der Denkpausen)

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